Zwei Systeme, ein Land

Zwei Systeme, ein Land

2021 hat Werner Petschko, Vorsitzender der Interessen-gemeinschaft für Heimatgeschichte in Pilsting, eine Fernsehsendung des MDR mit dem Grimmaer Fotografen Gerhard Weber und seinen Bildern vom ländlichen Leben gesehen. Sie erinnerten ihn sehr an die Aufnahmen von Bruno Mooser, der ein halbes Jahrhundert mit seiner Leica-Kamera den Wandel in der bayrischen Heimat fotografierte. Beide Fotografen arbeiteten in zwei unterschiedlichen Systemen. Doch im Leben der Menschen auf dem Lande und im privaten Bereich gab und gibt es viele Gemeinsamkeiten.

Beide Künstler, Bruno Mooser, der 2009 verstarb, und Gerhard Weber, haben sich persönlich nicht mehr kennengelernt. Doch ihre Bilder könnten als Seelenverwandte bezeichnet werden und waren der Grundgedanke für diese Ausstellung.

Bruno Mooser wurde 1925 geboren und fotografierte bis zu seinem Tod die Menschen und die Landschaft seiner Heimat in Niederbayern. Er gilt als einer der großen Lichtbildner Niederbayerns. Über seine Heimatstadt Straubing hinaus wurde er als Fotograf bekannt, als das Freilichtmuseum Finderau 1992 die Ausstellung „Niederbayern – Bauernland“ mit seinen Fotografien präsentierte.

Er veröffentlichte zahlreiche Bildbände und wurde 1970 in die „Deutsche Gesellschaft für Fotografie“ berufen. 2001 folgte der Kulturpreis des Bayrischen – Wald-Vereins und zahlreiche nationale und internationale Preise. Das Stadtarchiv in Straubing hat sein umfangreiches Lebenswerk aufgenommen und so bleiben seine zeitdokumentarischen Aufnahmen der Nachwelt erhalten.

Die Ausstellung in der Hospitalkapelle zeigt immer ein Bild von Bruno Mooser neben einem Foto von Gerhard Weber, jeweils mit einem inhaltlich ähnlichem Motiv. Die beiden Fotografen haben die Entwicklung in ihrer jeweiligen Heimat festgehalten, in Ost- und Westdeutschland. Und trotzdem sind auf den Bildern mehr Gemeinsamkeiten des menschlichen Lebens als viele Unterschiede zu sehen, auch wenn Bayern und Sachsen durch den „Eisernen Vorhang“ Jahrzehnte lang getrennt waren.




Straubinger Tagblatt vom 26. Juni 2024